Feriencamp-Gemeinschaft

von

Julia

|

in

Ostercamp 2023: Teamsport für tolle Kinder

Halb 10 morgens in den Osterferien 2023. Die Sonne scheint, aber es ist bitterkalt. Die ersten Kinder stehen schon bibbernd im Hof: Sie wollen in unser Ostercamp für Kinder. Wobei wollen?

Meryem* hält sich an ihrer Mama fest. In der Schule spielt sie regelmäßig Basketball mit Artio, aber plötzlich ist ihr das Ganze nicht mehr so geheuer. Ganz schön groß sind die anderen Kinder … Ob wohl noch jemand kommt, den sie kennt? Julia, die heute früh die Orga macht, holt die Liste der Teilnehmenden. „Sollen wir da mal gemeinsam drauf gucken?“ Meryem weiß nicht so recht. „Ah, schau mal: Zaid ist doch bei dir im Wahlkurs, oder?” – „Mmh, ja, schon. Meryem lugt vorsichtig hinter ihrer Mutter vor. „Und Mina doch auch! Die kommen bestimmt gleich. Hilfst Du mir mal mit der Liste?” Meryem setzt sich mit auf die Stufe, bekommt die Liste und einen Stift: Mia, Jolien, Leon, … fleißig hakt sie ab, ihre Mutter verabschiedet sich schnell.

Gruppenbild mit allen Kinder beim Feriencamp

Derweil kommen immer neue Kinder durchs Tor in den Hof geströmt. An der Begrüßung sieht man gleich, wer schon öfter im Feriencamp war: Ganz selbstverständlich machen sie die Runde und klatschen mit allen ab, schmeißen ihre Rucksäcke in die Ecke. Dass das Camp noch gar nicht richtig angefangen hat, ist ihnen doch egal – mit Toni und Filippa, den jüngsten der Trainerinnen, kann man auch draußen ganz wunderbar Fangen spielen.

10 vor 10 geht es dann endlich rein in die Halle. Die Kinder schnappen sich ihre Rucksäcke, stürzen in die Umkleiden und 2 Sekunden später in die Halle. Die Neuen werden einfach mitgerissen und haben plötzlich einen Basketball in der Hand – manche zum allerersten Mal. Lisa ist eine davon. Unschlüssig steht sie in der Halle, lässt den Ball aufdötzen und fängt ihn wieder auf. Eine der Trainerinnen geht zu ihr hin: „Hast Du schon auf der Korb geworfen? … Nein? Probier mal!” Der erste Versuch geht daneben, der zweite auch. Die Bälle fliegen nur so durch die Gegend und Lisa duckt sich, wenn sie so schnell vom Brett zurückprallen. Die Trainerin hilft ihr, holt die Rebounds, spielt ihr vorsichtig einen Bodenpass zu. Da! Der Ball ist bis an den Ring gekommen – super! Der Anfang ist gemacht und die Trainerin geht zum nächsten Kind, das unschlüssig in der Halle steht. Lisa macht auch alleine weiter!




Gemeinsames Kennenlernen

Innerhalb von 3 Tagen wollen wir aus allen diesen Campkindern eine Gemeinschaft schaffen. Wir wollen die, die sich schon kennen, mit denen zusammenbringen, die ganz neu sind. Wir wollen die 6-Jährigen mit den 11-Jährigen verbinden; die Basketball-Cracks mit den Newbies. Das fängt logischerweise mit Kennenlernen an – und bei uns natürlich auch immer mit Basketball!

Die Kinder werfen auf die Körbe, wer getroffen hat, darf in die Mitte kommen und dort ein anderes Kind fragen:

  • Wie heißt du?
  • Wie alt bist du?
  • Was isst du gerne?
  • Was ist dein Lieblingstier?
  • Deine Lieblingsfarbe?

Die Antwort bringen sie dann zu einem der Plakate, auf denen die Trainerinnen kleine Steckbriefe für jedes Kind anlegen. Das Spiel an sich ist gar nicht schwer – ein fremdes Kind anzusprechen schon. Manche Kinder bleiben ewig in der Mitte stehen ohne ein Wort von sich zu geben, andere bleiben lieber gleich am Korb. Manchen Kindern hilft es, wenn eine Trainerin mitfragt, einzelne bleiben lieber versteckt. Das ist okay, wir wissen wie schwer das ist!Am Ende haben wir zu den einzelnen Kindern sehr unterschiedliche Steckbriefe: manche sind übervoll mit Informationen, zu einigen Kindern steht da aber überhaupt nichts. Das ist nicht schlimm, lässt sich aber ändern:So kommen alle Kinder nochmal in der Mitte zusammen. Gemeinsam finden wir raus, dass Aylin Brokkolisuppe mag (wirklich!) und dass Tijana wie noch 5 andere Kinder Löwen mag. Am Ende hat jedes Kind einen kleinen Steckbrief und in den Pausen werden die Kinder immer mal wieder an ihnen vorbeigehen, um zu gucken, was da so steht. Gemeinsamkeiten finden sie schnell!

Jetzt, wo wir uns alle zumindest grob kennen, ist es viel einfacher sich die Hand zu reichen. Zumindest ist das die nächste Aufgabe … Was die Kinder als Begrüßung interpretieren, wird schnell zum Spiel: sie müssen ihr Gegenüber über eine Linie ziehen. Das andere Kind versucht andersrum das Gleiche. Ein Lachen und Schnaufen! Wer’s geschafft hat, sucht sich ein neues Kind.

Fan-Banner in der Mittagspause

Nach all dem Zerren und Ziehen, ist es Zeit für Pause; in unserem Fall für eine aktive Pause. In der Hallenecke haben wir 5 große Banner verteilt. A-R-T-I-O ist darauf schon vorgeschrieben. Ganz von selbst verteilen sich die Kinder auf die verschiedenen Mal-Stationen. Heute und die nächsten zwei Tage werden sie in diesen Gruppen zusammen am Banner malen. Heute erstmal das ARTIO und ihre Namen, wenn sie wollen. Am zweiten Tag einen Bären und am dritten alles, was ihnen sonst noch einfällt.

Manche Gruppen fangen gleich an zu malen, andere diskutieren länger. Manche Gruppen teilen ihr Banner in Bereiche, wo jeweils eigenständig gemalt werden darf, andere entwerfen ein gemeinsames Layout. Dank der tollen Camp-Eltern haben wir tausend verschiedene Farben, Pinsel und sogar Stempel. Die Kinder können mit ihrer Kreativität aus dem Vollen schöpfen.

Zwei Kinder hocken neben einem Banner, den sie gemeinsam bemalen, und hören einem Kind außerhalb des Bildes zu.
Im Porträt sieht ein man ein hockendes Mädchen, das überlegt, wie man den Banner vor ihr bemalen kann.
Ein Mädchen macht ihren Handabdruck auf einen Banner, ein anderes Kind guckt interessiert zu.
Mehrere Kinder hocken an einem Banner auf dem Boden, den sie gemeinsam bemalen.
Auf dem Hallenboden sind mehrere Banner verteilt. Um jeden hockt eine Gruppe Kinder und überlegt gemeinsam, wie sie ihn bemalen.

Nicht in allen Gruppen funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos. Am dritten Tag kommt raus, dass einige Kinder total unglücklich damit sind, was die anderen aus ihrer Gruppe gemacht haben. Das hatten sie erst nicht ansprechen wollen, sie wollen ja keinen Streit, aber jetzt ist der Banner fertig und sie sind mega unglücklich. Gemeinsam setzen sie sich hin. Beide Seiten erzählen ihre Sicht der Dinge: die einen waren voll in ihrem Element und haben drauf losgemalt, die anderen fanden es am Anfang ganz okay und haben nicht gemerkt, ab wann sie es ärgerlich und dann richtig doof fanden. Die einen haben nur ganz zögerlich Einwände erhoben, die anderen haben nicht so richtig hingehört. Es ist schön zu erleben, dass die Kinder sich das gegenseitig erzählen können: was ihr Antrieb war, was sie sich dabei gedacht und was sie daraus gemacht haben. Waren beide Parteien eben noch ganz aufgebracht, erleben sie plötzlich, dass die andere Seite gar keine bösen Absichten hatte. Einem Teil der Kinder reicht diese Erkenntnisse und die Gewissheit, gehört worden zu sein. Für die anderen bleibt der Banner, mit dem sie als Gemeinschaftsprodukt nicht so glücklich sind. Zum Glück sind noch ein paar kleinere Stoffquadrate übrig. 5 der am Streit beteiligten Kinder beschließen, daraus noch ein gemeinsames Projekt zu machen: Nach dem Mittagessen werden sie früher wieder in die Halle gehen, und 5 Stoffteile bemalen, die zusammen passen und am Ende als A-R-T-I-O das Herz einer langen Wimpelkette ergeben werden.

Alle Banner hängen inzwischen stolz in unserer Halle, wenn wir Heimspiele haben.

Kampfsport am Nachmittag

Nachmittags machen wir natürlich wieder Sport. Leona Kröppel kommt zu Besuch: Sie ist u. a. Judo-Trainerin beim ATV Frankonia und Frauenbeauftragte beim BLSV Mittelfranken. Heute ist sie hier, um mit uns Kampfsport im weitesten Sinne zu machen: fangen, ziehen, heben, klein machen, groß machen, die Bewegung des Gegenübers aufnehmen und nutzen. Bei Leona gehört beides zusammen: die eigene Kraft kennenlernen und das Gegenüber respektvoll behandeln – umwerfen, aber vorsichtig fallen lassen, gut festhalten und sich selber easypeasy befreien.

Viele Kinder ziehen sich auf einer Matte als Insel zurück, die Fängerinnen versuchen sie von der Insel runterzuziehen.
Viele Kinder warten auf einer Matte sitzend auf die Fängerinnen.
Porträt eines Mädchens
Kinder versuchen sich gegenseitig vor den Fängern zu retten
Zwei Kinder lehnen sich gegen eine aufrecht stehende Halle, um dann gemeinsam mit der Matte nach hinten zu fallen.
Zwei Mädchen rangeln
Porträt zweier Mädchen. Eine posiert als Hase.
Eine Reihe Kinder wartet in der Hocke bis es los geht.
Eine Reihe Kinder krabbelt los.
Eine Reihe Kinder schaut erwartungsvoll, dass es los geht.
Eine Gruppe Kinder und Trainerinnen liegt bäuchlings im Kreis und hält sich an den Händen fest.
Ein Kind sitzt auf ihrer Trainerin, die versucht bäuchlings von der Matte zu robben.
Ein Fänger transportiert ein Kind an den Schultern zum Matten-Gefängnis
Ein gefangenes Kind wird zum Mattengefängnis transportiert.
Zwei Mädchen halten sich freundlich aneinander fest.

Um 15 Uhr sind alle glücklich und erledigt. Es ist schon soviel passiert und doch ist erst ein Tag vergangen.

Basketball mit verschiedenen Bällen

Am zweiten Tag starten wir gleich mit Basketball. Unsere Vereinskinder sind natürlich mega-glücklich, die Neuen finden sich schnell ein. Nachmittags kommt Michi Hertlein zu Besuch, der schon letztes Jahr Ostern dabei war und auch dieses Mal wieder die schönsten Spiele mitgebracht hat. Dafür war er extra in seinem Keller und hat nicht die Spinnen und die alten Reifen mitgebracht – nein! – sondern jede Menge unterschiedliche Bälle. Was es da alles gibt! Wir spielen Basketball mit einem Rugby und Brennball mit Tennisbällen. Und Michi wäre nicht Michi, wenn er es dabei belassen würde: stattdessen tauscht er mitten im Spiel alle Bälle. Und packt dann sogar noch die Bierdeckel aus. Die Kinder rennen und fangen, feuern sich an und passen sich zu.

3. Tag: Finale

Nach all der Action gestern, sind die Kinder am letzten Camp-Tag schon ganz schön platt. Eine gute Gelegenheit, um nochmal viele Sachen gemeinsam zu machen. Beim Basketballgolf absolvieren die Kinder paarweise verschiedene Stationen: ein Kind hat dabei die Augen geschlossen, das andere führt und erläutert. Dabei kriechen sie durch Tunnel, werfen in Ringe oder vom Kasten in den Korb. Als Trainerinnen hätten wir gedacht, dass alle Kinder schummeln, aber das Gegenteil ist der Fall: sie genießen die Ruhe, probieren aus und unterstützen einander. Es ist beindruckend diese Kinder zu sehen, die 6-Jährigen mit den 11-Jährigen, die Basketball-Cracks mit denen, die gerade erst angefangen.

Stolz auf diese Kinder und glücklich über die Gemeinschaft, die in dieser kurzen Zeit entstanden ist, gehen wir aus diesem Camp! Danke für eurer Vertrauen – wir freuen uns, euch wiederzusehen!

In den Herbstferien geht es weiter

Wer als erstes alle Infos haben möchte, kann unseren Newsletter abonnieren. Dort informieren wir etwa alle 2 Monate darüber, was bei Artio so los ist, und sagen Bescheid, wenn die Anmeldung fürs nächste Camp, eröffnet ist.

* Die Namen aller Kinder sind redaktionell geändert.