Turnier im Sommer – soooo anstrengend und so schön!

von

Julia

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3 Monate ist es jetzt schon her, dass die U10 ihr Abschlussturnier in Speyer gespielt hat. Seitdem will ich diesen Artikel schreiben und komm doch nicht dazu. Jedes Mal legt sich eine bleierne Müdigkeit auf meine Glieder und mein Kopf läuft leer: es war sooooooooo anstrengend!

Klar, wir als Trainerinnen hatten schon einen ganzen Turniertag mit der U12 hinter uns. Wir hatten schon mehrere Spiele gecoacht, Spielerinnen aufgepäppelt, ihnen Tipps und Mut gegeben, mit Eltern geredet, mit anderen Trainer:innen. Einen ganzen Tag lang hatten wir schon alles gegeben und hatten jetzt … den nächsten Tag vor uns: Mit einer völlig neuen Gruppe, mit lauter Kindern, die ihr allererstes Turnier spielen.

Und es ist heiß an diesem Turniertag! Ich weiß, im Oktober kann man sich das nicht mehr vorstellen, aber es hat deutlich über 30°; in der Halle sogar noch mehr und stickig ist es auch. Verwunderlich eigentlich, dass uns niemand kollabiert.

Hinzu kommt, dass wir völlig unterbesetzt sind. Zwar waren 8 Kinder angereist, eine davon aus dem jüngeren U8-Team, aber zwei davon sind schon nach den ersten Spielminuten mit Bauchweh und schmerzenden Füßen raus. Bleiben 6 für ein ganzes Turnier. Das ist wirklich hart!

Mittendrin im ersten Spiel

Kein Wunder, dass Sofia1 völlig erschöpft auf der Auswechselbank hockt. Die letzten Minuten ist sie übers Feld gewetzt, hat um jeden Ball gekämpft, hat versucht an ihrem Gegenspieler dran zu bleiben und im eigenen Angriff ihre Mitspieler:innen im Blick zu behalten. Gar nicht so einfach.

Jetzt bekommt sie eine Minute Pause! Gerade genug Zeit, um einen Schluck Wasser zu trinken und tief, tief durchzuatmen. Co-Trainerin Lena setzt sich zu ihr hin: „Gut hast du das gemacht, mit dem Pass eben! Toll, was du für einen Überblick hast.“ Sofia nickt dankbar für die Anerkennung.

Was diese Kinder heute bei dem Turnier leisten, ist bemerkenswert. Nicht nur, dass es heiß und stickig ist und sie völlig unterbesetzt sind (das hatten wir ja schon) – nein! Die Artio-Kinder spielen zu diesem Zeitpunkt alle erst seit 5 Monaten Basketball, während die meisten ihrer Gegenspieler:innen schon seit mehreren Jahren dabei sind und in höheren Ligen spielen. Die Erfahrung der anderen zeigt sich deutlich auf dem Feld … und die Kinder spüren sie bei jedem Angriff – sie kommen nämlich nicht weit.

Auf dem Weg zum Korb

Pepita hat es schon in die eigene Hälfte geschafft mit dem Ball. An ihrem eigenen Gegenspieler ist sie vorbei gedribbelt, aber die anderen Verteidiger:innen haben das gesehen und schnell geholfen. Plötzlich sind zwei vor ihr. Sie dribbelt und dribbelt, ein Schlenker links, ein Schlenker rechts. Jetzt weiß sie nicht weiter. Es ist zum verrückt werden. Der Korb ist noch zu weit weg! Viel zu weit weg! Verzweifelt klammert sie sich an den Ball! Auf keinen Fall will sie ihn hergeben. Aber gegen zwei? Keine Chance.

Der Schiedsrichter pfeift. Das ist eine Erlösung, aber diesmal bekommt das gegnerische Team den Einwurf. Also, schnell wieder in die Defense. Sofia winkt Pepita von der Mittellinie zu: „Komm, du kriegst ‘ne Pause!“ Die beiden Mädchen klatschen ab. Wie vor einer Minute schon Sofia sackt auch Pepita auf der Teambank zusammen: „Ich kann nicht mehr!“ Die verletzten Mitspielerinnen klopfen ihr auf den Rücken – du machst das schon!

Nach dem Spiel fließen ein paar Tränen. Die Kinder geben alles hier und der Frust ist hoch. In diesem Fall hat ein Gegenspieler sich lustig gemacht: „Ihr könnt doch eh nix!” Zum Glück lässt die gegnerische Trainerin das so nicht durchgehen: „So wollen wir hier nicht spielen. Alle Gegenspieler:innen verdienen Respekt.“ Es ist eine große Rede, die sie ihren Kindern hält, und ich als Trainerin bin dankbar, weil es nicht selbstverständlich ist, dass Fairplay auch wirklich gelebt wird. Dass es Sinn ergibt, zeigt sich später im Turnier als die beiden Kinder (unseres und das, dass sich lustig gemacht hat) in der Pause zusammen auf einen freien Korb zocken.

Wir haben es geschafft!

Am Ende des Turniers haben wir 5 Niederlagen kassiert. Wir als Trainerinnen sind erschöpft, die Eltern auch:

Es ist ganz schön anstrengend den ganzen Tag mitzujubeln und mitzufiebern, ich habe das Gefühl als Eltern leidet man viel mehr unter Niederlagen oder verfehlten Pässen als die Kinder.

B., Mutter einer Spielerin

Die Niederlagen beeindrucken die Kinder tatsächlich überhaupt nicht. Sie haben doch alles gegeben, sind hin- und hergeflitzt, haben sich nicht unterkriegen lassen und sich immer wieder aufgerafft. Sofia erinnert sich sogar, dass sie auf den Korb geworfen hat. Na klar, wäre es noch toller, wenn sie auch getroffen hätte, aber die anderen aus ihrem Team … da ging doch ein paar Mal was rein.

Ich hab’s gemocht, aber ich hab viele andere Spielerinnen aus meinem Team vermisst. Da hätte ich mir gewünscht, dass sie auch die Stimmung mitbekommen.

Pepita, Spielerin

Im Training 5 Tage später reden wir noch mal über das Turnier. Jedes Kind sagt einen Satz – in keinem dieser Sätze taucht das Wort „anstrengend” auf oder „blöd“. Alle sagen: super! Und: toll! Und: unbedingt wieder hinfahren!

  1. Alle Namen redaktionell geändert. ↩︎